Schach ist ein besonderes Spiel
Gedanken zum Schachspiel, von Martin Taufratshofer (Schachclub Obergünzburg) - Januar 2011.
Ich spiele Schach seit meiner Kindheit sehr gerne, weil es mich fasziniert, in einem Denksport bei dem beide Spieler die gleichen
Voraussetzungen haben, den gegnerischen König gefangen zu nehmen. Wahrscheinlich geht es allen aktiven Schachspielern genauso.
Neuerdings lese ich immer mehr von Studien, mit solchen Aussagen:
Kinder sind deutlich besser in der Schule durch Schach (Studie der Universität Trier).
Regelmäßiges Schachspielen reduziert Alzheimer und Demenz um 74% (Amerikanische Studie).
Schachspielen und Fremdsprachen lernen sind die besten Gehirntrainingsmethoden
(Studie von der in der Stiftung Warentest vom März 2010 berichtet wurde).
Ich finde es toll, dass mein Denkspiel-Hobby solch riesige Auswirkungen haben soll und wollte wissen, was dabei in meinem Kopf
beim Schachspielen vor sich geht und so habe ich mich mit Berichten über Gehirnforschung und Gehirnaktivitäten beschäftigt.
Früher glaubten die Menschen, das Gehirn funktioniert wie ein Telegraphen-Netzwerk und als die Computer entwickelt wurden,
übernahm man diese Idee und meinte, dass ein Gehirn wie ein Computer arbeitet. Die neuesten Forschungsergebnisse zeigen aber,
dass die Impulsübertragung durch chemische Botenstoffe (Neurotransmitter) über sogenannte Synapsen (das sind die Verbindungen
zwischen den einzelnen Gehirnzellen) funktioniert.
Nun kommen die faszinierenden Erkenntnisse, dass das Gehirn wie ein Muskel ständig trainiert werden muss, um gute Leistungen zu bringen.
Die allgemeine Meinung war und ist es auch heute noch häufig, dass es einfach erblich-, oder schicksalsbedingt ist, ob
ein Kind sehr intelligent oder weniger intelligent ist. Ein leistungsfähiges Gehirn entsteht aber durch Gehirntraining.
Alle neueren Studien zeigen, dass durch angestrengtes Nachdenken (Schach ist dazu wohl bestens geeignet) in der Entwicklung
eines Gehirns sehr viele neue Synapsen gebildet werden und in fortgeschrittenem Alter vermindert das Gehirntraining den Zerfall
von Gehirnzellen und damit sind die Studien in Bezug auf Alzheimer und Demenz einfach nachvollziehbar.
Laut Statistik gibt es derzeit ca. 1 200 000 Menschen, die in Deutschland an Demenz leiden. Vorhersagen der Krankenkassen gehen in naher Zukunft
von 1,8 Millionen aus. Aber es gibt leider keine Pillen zur Heilung. Der Krankheitsverlauf kann durch Medikamente lediglich verzögert werden.
Schachspielen sollte aber vor allem Spaß machen und verkrampfter Ehrgeiz schadet nur. Wenn ich vor ein paar Jahren eine lange
und anstrengende Schachpartie verloren hatte, konnte ich in der darauffolgenden Nacht nach einer Aufwachphase lange nicht mehr
einschlafen, weil mir mein eigener (oft dummer) Fehler durch den Kopf ging und mir den Schlaf raubte. Heute denke ich mir:
Ich habe 4 Stunden lang mein Gehirn trainiert und das ist doch eine tolle Sache. Ich drehe mich um und schlafe in Ruhe weiter.
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